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von Annemarie Schlag

Durch einen Schenkungsvertrag vom 01. August 1873 erhielt die jüdische Gemeinde von dem Pferdehändler Simon Löwenstein ein Grundstück zur Errichtung eines Friedhofes auf dem „Kratzeberg“.
Seit dieser Zeit sollen bis zur Schließung des Friedhofes durch die Nationalsozialisten im Juni 1940 42 Beerdigungen, davon 7 Kinderbestattungen, stattgefunden haben. Der erste Grabstein wurde für die Verstorbene Sara Löwenstein, die im Alter von 36 Jahren am 22. September 1873 starb, errichtet.

 

 

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Die zweite Bestattung war die Tochter des Friedhofsstifters Simon Löwenstein und seiner Ehefrau Ester. Tochter Rosa starb im zarten Alter von viereinhalb Monaten am 26. März 1874. Die letzte Bestattung war Minchen Sonn, die 1938 starb. Sie besitzt keinen Grabstein. Am 21. Juni 1941 starb Auguste Giedel Löwenstein. Es ist unklar, ob sie noch auf dem Friedhof in Fronhausen oder auf dem Jüdischen Sammelfriedhof in Marburg, Alter Kirchhainer Weg, beigesetzt wurde. 

Während der NS-Zeit wurde der Friedhof nicht verkauft. Auf Befehl der amerikanischen Militärregierung wurden nach Kriegsende 1945 die umgeworfenen Grabsteine wieder aufgerichtet. Durch einen Vergleich vor der Wiedergutmachungsbehörde in Gießen wurde der Friedhof am 13. Februar 1952 der Headquarters Jewish Restitution Successor Organisation (JRSO) mit Sitz der Vermögensverwaltung in Nürnberg übertragen. Der Landesverband der jüdischen Gemeinde in Hessen erwarb ihn im Jahr 1960.
Im März 1986 wurde der Friedhof verwüstet. Die Täter rissen einen Teil des Holzzauns ein und stürzten 17 Grabsteine um, zwei zerbrachen in der Mitte. Zur Ermittlung der Täter setzte der Landrat eine Belohnung von 1000,- DM aus. Der Friedhof wurde wieder hergestellt, die Täter jedoch nie ermittelt.
Die 39 Grabstätten sind alles Einzelgräber und aus Sandstein. Sie haben eine schlichte Form, einige weisen auf den oberen Abschlüssen ornamentale Schmuckformen auf. Die Inschriften sind vorderseitig auf Hebräisch und rückseitig teilweise auf Deutsch. Sie beginnen mit der hebräischen Begräbnisformel: „Hier ist begraben“ oder „Hier ist verborgen“ und enden mit der Schlussformel: „Seine/ Ihre Seele möge eingebunden sein in das Bündel des Lebens.“ Der in Fronhausen geborene Karl Löwenstein, Sohn von Moses I. und Henriette, geborene Schott lebte seit Anfang des 20. Jahrhunderts in Berlin. Er überlebte den Holocaust und veranlasste 1964 die Setzung eines Gedenksteins für die Opfer der NS-Zeit.

 

Die Inschrift lautet: 

ZUM MAHNENDEN
GEDENKEN AN DIE
MITGLIEDER DER
JÜDISCHEN GEMEINDE
VON FRONHAUSEN
DIE EIN OPFER DER
NAZI-VERFOLGUNG
1933 -1945
GEWORDEN SIND

Die Inschrift auf der Rückseite:

GEWIDMET VON
KARL LÖWENSTEIN

Das Eingangstor ist verschlossen. Den Schlüssel erhalten Besucher in der Gemeindeverwaltung. Samstags wegen der Sabbatruhe und an jüdischen Feiertagen ist ein Besuch auf dem Friedhof nicht gestattet. Männliche Besucher sollten beim Betreten eine Kopfbedeckung tragen. 

 

Alle Fotos: Annemarie Schlag, Fronhausen

Eine Aufstellung der Quellen finden sie auf der Seite des  Landesgeschichtlichen Informationssystems Hessen.

Der jüdische Friedhof befindet sich auf dem Stollberg zwischen Fußballrasenplatz und Tennisanlage, in direkter Nachbarschaft der Grundschule. Er hat eine Größe von 14ar und ist mit einem Zaun und mit einer Buchenhecke umgeben.

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